Warum ausgerechnet Trakehner?

Eine Pferderasse geprägt durch Krieg und Vertreibung.

Es gibt wohl keine Pferderasse, der so viel Respekt gezollt, so viel Würdigung entgegengebracht wird und die so  fast zu eonem Mythos stilisiert worden sind wie die Trakehner. Diese Pferderasse wird stets im Kontext vom Zusammenbruch des Deutschen Reiches, dem Ende des Zweiten Weltkriegs, von Zerstörung, Vertreibung und Flucht wahrgenommen.

Die Trakehner stammen ursprünglich aus der Provinz Ostpreußen, die während des Deutschen Reichs (1871 - 1945) an Russland grenzte und heute völkerrechtlich zu Polen und Russland gehört.

Bereits im 13. Jahrhundert, in die Zeit der Christianisierung Ostpreußens nimmt die Trakehnerzucht ihren Anfang. Die Ritter des Deutschordens züchteten Militärpferde auf der Grundlage des Schweiken-Ponys, das über die Koniker zum Tarpan führte. Diese robuste Abstammung bildet bis heute noch die Basis für die natürliche Vitalität, Härte und Ausdauer des Trakehners.

König Friedrich Wilhelm I. von Preußen gründete dann im Jahre 1732 das königliche Trakehner Stutamt. Die systematische Reinzucht begann 50 Jahre später mit dem Schwerpunkt, Remonten und Offizierspferde hervorzubringen. Ein ausführliches Prüfungssystem und die penible Dokumentation der Abstammung sind auch heute noch Vorbild in der Warmblutzucht. Ziel war es ein elegantes, mit einem komfortablen, raumgreifendem Trab ausgestattetes Pferd zu züchten, welches zugleich robust und mutig war und dem Militärsreiter ermöglichen sollte, kontinuierlich und schnell voran zu kommen. Der Trakehner galt über viele Jahre hinweg als das Kriegspferd schlechthin. Viele der heutigen Trakehnerzüchter haben Vorfahren, die ohne dieses Pferd weder die Heimkehr als Soldat aus Russland noch als Flüchtling den Treck in den Westen geschafft hätten. Dem Trakehnerpferd werden nicht umsonst Mut und Treue nachgesagt wie keiner anderen Rasse.

 

Und dennoch wäre der Trakehner fast dem Untergang geweiht gewesen. Die Zucht in Ostpreußen brach mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vollständig zusammen, da nur ein kleiner Bestand der Pferde nach langer Flucht in den Westen gelangen konnte. Die Strapazen, denen die Pferde auf der Flucht im eiskalten Winter 1945 monatelang bei Minusgraden (oft -25°C) ausgesetzt waren, führten zu dramatischen Verlusten. Vor allem Zuchtstuten - die meisten hochträchtig - mussten auf der Flucht die vollbeladenen Wagen über das Haff ziehen. Fast alle verloren dabei ihre Fohlen. Die wenigen im Treck geborenen Fohlen konnten die Flucht nicht durchstehen. Viele Pferde mussten auf dem Weg zurückgelassen werden. Andere fielen den nachrückenden Russen in die Hände oder starben in der Kälte.

Die größte Völkerflucht der jüngsten europäischen Geschichte wurde zu der wohl härtesten Leistungsprüfung in der Geschichte der modernen Pferdezucht. Die traurige Folge: von den rund 25.000 registrierten Trakehnern überlebten lediglich knapp 1.200 den Treck über das gefrorene Haff auf dem Weg in den Westen. Von der Stutenherde des Hauptgestüts Trakehnen, welche 350 Stuten umfasste, erreichten gerade einmal 28 Stuten Westdeutschland. 

Die Erhaltung des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung als eines der letzten geretteten Kulturgüter des deutschen Ostens wurde zur Aufgabe von Idealisten! Heute werden Trakehner Pferde auf allen Kontinenten gezogen - der deutsche Trakehner Verband hat 10 Töchtervereinigungen in aller Welt, die auch den Reinzuchtkriterien der Trakehner Rasse verpflichtet sind.

Zu diesen Züchtern und Freunden des Trakehner Pferdes gehören oft auch die Nachfahren derer, die dank der treuen Tiere den Treck überlebt überlebt haben. Marion Gräfin von Döhnhoff, der auf ihrem Pferd Alarich, alleine die Flucht vom Familienschloss bis nach Westfalen gelang sei hier stellvertretend für Viele genannt. Später galt sie als eine der wichtigsten Journalistinnen der Nachkriegszeit. 

 

Und auch unsere Familie gehört zu den Menschen, die ihre stärksten Trakehner vor den Wagen spannten, um unsere Großmutter - ohne den Großvater, der im Krieg war,  mit ihren 9 Töchtern all ihr Hab und Gut verlassen und über das gefrorene Haff zu fliehen. So haben auch wir mit eigenen Augen gesehen, was diese Pferde ungewöhnliches geleistet haben mit Treue und Mut.   

Die Schönheit und der Adel des Trakehners sind ebenso berühmt wie eben seine Treue. Die jahrhundertelange Einkreuzung von Araber- u. Vollblutgenen hat beim Trakehner eine Noblesse geschaffen, die sich in ihren großen ausdrucksvollen Augen, den markanten Köpfen sowie den feinen Konturen widerspiegelt. Der Trakehner geriet eine Weile in Verruf, nur schön zu sein, konnte aber immer wieder durch Leistung vor allem in den Bereichen Dressur und Vielseitigkeit bestechen. Ein weiteres Merkmal ist die  sprichwörtliche Menschenbezogenheit des Trakehner Pferdes. Die auf dem Treck aus Ostpreußen bewiesene Treue der Trakehner zu ihrem Besitzer ist unumstritten. 

Der Trakehner mag sensibel und manchmal auch eigensinnig sein, hat man ihn aber einmal für sich gewonnen, hat man einen Freund fürs Leben.

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